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27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Jehovas Zeugen erinnern jedes Jahr an mutige NS-Verweigerer, die sich aus christlicher Überzeugung keiner menschenverachtenden Ideologie beugten. In diesem Jahr richten sie den Fokus auf die zur Zeit des Hitler-Regimes auch heftig verfolgten Kinder, die ihren Eltern oft gewaltsam entrissen und zur Umerziehung in NS-Erziehungsanstalten gebracht wurden. Eines dieser Kinder war Hermine Liska.

Wien, 25.01.2024 – Jehovas Zeugen möchten auch in diesem Jahr an die fast vergessenen NS-Opfer aus ihren eigenen Reihen erinnern. Von den circa 25 000 Zeugen Jehovas, die 1933 in Deutschland lebten, wurde fast jeder Zweite von den Nationalsozialisten verfolgt. Insgesamt kamen europaweit rund 1 800 zu Tode.

Die Gläubigen der Religionsgemeinschaft lehnten zur Zeit des Hitler-Regimes aus christlicher Überzeugung die Ideologie der Nationalsozialisten entschieden ab, verweigerten rassistisch geprägte Aktivitäten und auch den Wehrdienst. Als Antwort darauf wurden sie vom Regime verboten, brutal verfolgt und gehörten zu den ersten Häftlingen in den Konzentrationslagern. Wie weit die Feindseligkeit gegen Jehovas Zeugen ging, wird insbesondere daran deutlich, wie das Regime mit den Kindern umging: Häufig wurden sie ihren gläubigen Eltern gewaltsam entrissen und in sogenannte NS-Erziehungsheime gesteckt. Doch meistens kamen die NS-Fanatiker trotz sadistischer Methoden kaum gegen den starken Willen der Kinder an. Das wird am Beispiel von Hermine Liska deutlich.

Ungebrochen trotz Umerziehungsversuchen

Hermine Liska, geb. Obweger, wurde 1930 geboren und wuchs in St.Walburgen/Görtschitztal (Kärnten) auf. Zusammen mit ihren fünf Geschwistern erlebte sie eine unbeschwerte Kindheit auf dem Bauernhof ihrer Eltern. Dies änderte sich mit dem Anschluss Österreichs sehr schnell. Wegen der Verweigerung des Hitler-Grußes bekam Hermine sehr bald Schwierigkeiten in der Schule. Im Jänner 1941 wurde der Vater vor das Jugendgericht zitiert. Er verweigerte eine Verpflichtungserklärung, mit der er seinen Glauben abzuschwören und seine Kinder nach der nationalsozialistischen Ideologie erziehen sollte. Sofort wurde ihm die Erziehungsberechtigung entzogen und Hermine wurde als 11-Jährige in das nationalsozialistische Erziehungsheim in Waiern bei Feldkirchen (Kärnten) gebracht. Da Hermine auch dort den Hitlergruß, das Singen nationalsozialistischer Lieder und den Besuch von Veranstaltungen der Hitlerjugend verweigerte, wurde ihr verboten, die Hauptschule in Feldkirchen zu besuchen. Strafen wie Essensentzug, Streichen von Freizeitaktivitäten und Zwangsarbeit auf einem zum Erziehungsheim gehörenden Bauernhof wurden verhängt. Die Eltern erhielten zudem ein strenges Besuchsverbot.

Dieses versuchten die Eltern durch heimliche Treffen am Schulweg zu umgehen. Das blieb den Behörden nicht unbemerkt und führte zu einer für Hermine traumatischen Behandlung. Als Jüngste und Nesthäkchen wurde sie im September 1941 nach München in die Erziehungsanstalt Adelgunden gebracht. Es folgten schwierige Jahre weit weg von den Eltern. Die laufenden Bemühungen der Eltern um Entlassung und Heimholung von Hermine schlugen fehl. Sie konnte erst im Mai 1945 an den elterlichen Familienbesitz zurückkehren.

Goldene Ehrenzeichen für Zeitzeugentätigkeit

Seit den 1990er-Jahren erzählt Hermine Liska als Zeitzeugin ihre Geschichte an Schulen und spricht über die Wichtigkeit, friedliche Werte zu erhalten und der Stimme des Gewissens zu folgen. Im Jahr 2002 wurde sie dann vom Bundesministerium für Bildung eingeladen, diese Tätigkeit an Schulen im Zuge des sogenannten Zeitzeuginnen- und Zeitzeugen-Programms durchzuführen. Für ihre unermüdliche Tätigkeit als Zeitzeugin wurde ihr am 12. Mai 2016 das Goldene Ehrenzeichen des Landes Steiermark und am 13. September 2016 das Goldene Verdienstzeichen der Republik Österreich verliehen.

Jehovas Zeugen möchten darum in diesem Jahr besonders an Geschichten wie die von Hermine Liska erinnern. Ihre Geschichte macht deutlich, dass es einfachen Menschen gelingen kann, Feindseligkeiten und religiöser Intoleranz friedlich entgegenzuwirken.